Den 5. Stern fulminant verdient
- Uwe Laurisch
- vor 4 Stunden
- 5 Min. Lesezeit
Zschopau: Das Herzblut der Motorradstadt krönt den Abschluss einer packenden EnduroGP-Saison 2025
Garcia feiert siebten WM-Titel – Gutish schreibt Geschichte – Verona und Macdonald sichern sich Klassensiege
Zschopau, das Mekka des deutschen Endurosports, wurde am ersten Oktoberwochenende erneut zum Zentrum der internationalen Szene. Der POLISPORT GP von Deutschland bildete den fulminanten Abschluss der Paulo Duarte FIM EnduroGP-Weltmeisterschaft 2025 – ein Wochenende voller Spannung, Emotionen und historischen Momenten.
Im Mittelpunkt: Josep Garcia, der mit eiserner Nervenstärke und präziser Fahrtechnik seinen siebten Weltmeistertitel perfekt machte. Doch auch Rachel Gutish, Andrea Verona, Hamish Macdonald und eine Reihe junger Talente sorgten dafür, dass Zschopau einmal mehr Motorsportgeschichte schrieb.

Josep Garcia – König von Zschopau und siebter Weltmeistertitel
Zschopau empfing die WM-Piloten mit klassischem Erzgebirgswetter: Nebel am Morgen, feuchte Wiesen, tiefe Spuren und Temperaturen knapp über Null. Perfekte Bedingungen für ein echtes Enduro-Finale – und eine echte Herausforderung für die Besten der Welt.
Garcia kam als Führender nach Sachsen und machte schon am ersten Tag deutlich, dass er nichts anbrennen lassen würde. Präzise Linienwahl, kaum Fehler und absolute Kontrolle über die KTM 350 EXC-F – das Markenzeichen des Spaniers. Nur Andrea Verona (GASGAS) konnte einigermaßen folgen, doch Garcia hatte das große Ziel fest im Blick: den Titel.
Am Sonntag fuhr er taktisch klug. Der zweite Platz hinter Verona genügte, um sich zum FIM EnduroGP-Weltmeister 2025 zu krönen. Damit holte Garcia nicht nur seinen dritten EnduroGP-Gesamtsieg, sondern gleichzeitig den Titel in der Enduro1-Klasse – sein siebter WM-Titel insgesamt.
Josep Garcia: „Das ist unglaublich. Die ganze Saison war ein Auf und Ab, ich habe Fehler gemacht, Stürze gehabt, aber nie aufgegeben. Zwei Titel in einem Jahr – das ist das Ergebnis harter Arbeit von mir, meinem Team und meiner Familie.“
Auch Andrea Verona zollte Respekt:
Verona: „Josep war über die Saison einfach konstanter. Ich bin stolz, dass ich bis zum Schluss kämpfen konnte – und meinen Enduro2-Titel verteidigt habe. Es war ein großartiger Zweikampf auf höchstem Niveau.“

Verona verteidigt Enduro2-Titel – Triumph mit Stil
Für Andrea Verona (GASGAS Factory Racing) war Zschopau die Bühne einer kleinen Revanche. Nachdem er in den letzten Läufen mehrfach knapp hinter Garcia gelandet war, zeigte der Italiener im finalen Lauf seine Klasse: Schnellster in mehreren Sonderprüfungen, fehlerfrei im Cross-Test und mit der perfekten Mischung aus Angriff und Kontrolle.

Mit dem Tagessieg und dem erneuten Triumph in der Enduro2-Kategorie sicherte sich Verona seinen achten Weltmeistertitel – und untermauerte damit seinen Ruf als einer der vielseitigsten Fahrer der Szene.
Verona: „Enduro2 ist unglaublich umkämpft, jeder kleine Fehler kostet sofort Plätze. Dass ich den Titel verteidigen konnte, bedeutet mir sehr viel. Ich bin stolz auf mein Team – und froh, dass wir die Saison so beenden konnten.“
Hinter Verona kämpften Max Ahlin (KTM Pro Sport Racing) und Theo Espinasse (Sherco) um die letzten Podiumsplätze, während Zach Pichon (TM Boano Factory) mit Platz vier die Vizemeisterschaft klar machte.
Hamish Macdonald – der erste neuseeländische Enduro3-Weltmeister
Er kam, sah – und siegte: Hamish Macdonald krönte eine beeindruckende Saison mit dem Enduro3-Weltmeistertitel. Der Sherco-Fahrer dominierte die Kategorie das ganze Jahr über mit aggressivem, aber kontrolliertem Fahrstil. In Zschopau ließ er nichts anbrennen, gewann auch am Sonntag die Klasse und sicherte sich damit den Titel bereits vor dem letzten Test.
Macdonald: „Ich habe in Europa angefangen, als niemand mich kannte. Jetzt stehe ich hier als Weltmeister – das ist ein Traum. Mein Team hat mir eine perfekte Sherco hingestellt, und ich wollte das einfach zurückzahlen.“
Seine Teamkollegen Antoine Magain und Julien Roussaly komplettierten den historischen Dreifachsieg für Sherco – ein seltener Moment in der WM-Geschichte.

Rachel Gutish – Die Frau, die Geschichte schrieb
Der lauteste Jubel des Wochenendes gehörte einer Frau: Rachel Gutish (Rieju Factory Racing). Die US-Amerikanerin dominierte die Expotrade Women’s Enduro World Championship in Zschopau und sicherte sich ihren ersten Weltmeistertitel – als erste US-Amerikanerin überhaupt, die eine Enduro-Weltmeisterschaft gewinnt.
Mit sieben von acht Testbestzeiten fuhr sie die Konkurrenz in Grund und Boden. Am Ende gewann sie mit über zwei Minuten Vorsprung auf Rosie Rowett (Rieju) und Justine Martel (Beta).
Gutish: „Ich bin überwältigt. Das war mein größter Traum, seit ich ein Kind war. Heute wurde er wahr. Danke an mein Team, meine Familie und an alle, die an mich geglaubt haben.“
In der Damen-Junior-Wertung setzte sich Lorna Lafont (Sherco) souverän durch und sicherte sich ebenfalls den Gesamtsieg 2025.

Nachwuchsstars im Rampenlicht – Semb und Dagna neue Weltmeister
Auch in den Nachwuchsklassen wurde es spannend bis zur letzten Prüfung.
Der Schwede Axel Semb (Fantic) erlebte ein Wechselbad der Gefühle: Nach dem Ausfall von Kevin Cristino (Fantic) am ersten Tag musste Semb am Sonntag „nur“ Zweiter werden – was leichter gesagt als getan war. Der Druck war enorm, doch Semb behielt die Nerven und holte sich mit einer kontrollierten Fahrt den Junioren-Weltmeistertitel 2025.
Semb: „Das war das härteste Rennen meines Lebens. Ich wusste, dass ich nichts riskieren darf – aber auch nicht zu langsam sein. Am Ende hat alles gepasst. Ein unglaubliches Gefühl!“

In der Youth-Kategorie reichte dem Franzosen Romain Dagna (KTM) ein dritter Platz zum Titelgewinn. Der junge Franzose blieb ruhig und taktisch klug – ein Lehrstück in kontrolliertem Racing.
Dagna: „Ich habe viele Fehler gemacht, aber wusste, dass ich den Titel holen kann, wenn ich konzentriert bleibe. Es ist mein erster WM-Titel – und hoffentlich nicht der letzte.“
Deutsche Fahrer mit starkem Finale bei der EnduroGP in Zschopau
Luca Fischeder zeigte mit Platz 14 eine solide Vorstellung, während Publikumsliebling Eddi Hübner auf seiner 125er trotz technischer Unterlegenheit mit Kampfgeist und Stil überzeugte.
Auch abseits der WM-Elite zeigten die deutschen Fahrer beim Saisonfinale in Zschopau beeindruckende Leistungen. Leon Thoms war der schnellste Deutsche in der Open-Klasse, zwar ohne Podium aber auf einem starken vierten Platz in der Zweitakt-Wertung.
Besser lief es für Yanik Spachmüller, der die Viertakt-Klasse für sich entschied. In der Gesamtwertung der Open-Fahrer belegte er Rang sechs, nur zwei Plätze hinter Thoms.
Bei den Senioren sicherte sich Nico Rambow erneut den Sieg, diesmal vor Jens Pester. Und auch bei den Nachwuchsfahrern gab es Grund zur Freude: Pascal Sadecki zeigte großen Einsatz und belegte die Plätze 10 und 11 in der Junioren-2-Klasse – ein starker Abschluss einer intensiven Saison.
Auch im Damenfeld waren deutsche Starterinnen vertreten: Lea Meier fuhr auf Platz 12, vor Celine Heistermann auf Rang 13. Meier, die in der Damen-Junior-Kategorie antritt, wurde in ihrer Altersklasse Fünfte.
POLISPORT GP von Deutschland – Race-Tag 2
Zschopau | Finale der FIM EnduroGP-Weltmeisterschaft 2025
Top 10 – EnduroGP:
1. Andrea Verona (GASGAS) 1:14:55.53; 2. Josep Garcia (KTM) 1:15:04.16; 3. Hamish Macdonald (Sherco) 1:15:09.57; 4. Max Ahlin (KTM) 1:15:21.99; 5. Jeremy Sydow (Sherco) 1:15:37.84; 6. Morgan Lesiardo (Triumph) 1:15:37.86; 7. Theo Espinasse (Sherco) 1:15:41.13; 8. Zach Pichon (TM MOTO) 1:15:52.18; 9. Antoine Magain (Sherco) 1:16:19.38; 10. Samuele Bernardini (Honda) 1:16:36.65
Top 3 – Enduro1:
Garcia (KTM); Bernardini (Honda) + 1:34,2 min; Sydow (Sherco) + 1:34,22 min
Top 3 – Enduro2:
Verona (GASGAS); Ahlin (KTM) + 13,8 s; Espinasse (Sherco) + 27,5 s
Top 3 – Enduro3:
Macdonald (Sherco); Magain (Sherco) + 11,3 s; Roussaly (Sherco) + 20,7 s
Top 3 – Women:
Gutish (Rieju); Rowett (Rieju) + 2:02,1 min; Martel (Beta) + 2:31,6 min
Top 3 – Junior:
Cristino (Fantic); Semb (Fantic) + 5,0 s; Joyon (Beta) + 20,2 s
Top 3 – Youth:
Scardina (Fantic); Elgari (TM) + 9,8 s; Dagna (KTM) + 15,1 s
FIM Enduro-Weltmeister 2025 – alle Klassen im Überblick
Klasse | Weltmeister 2025 | Marke |
EnduroGP | Josep Garcia (ESP) | KTM |
Enduro1 | Josep Garcia (ESP) | KTM |
Enduro2 | Andrea Verona (ITA) | GASGAS |
Enduro3 | Hamish Macdonald (NZL) | Sherco |
Women | Rachel Gutish (USA) | Rieju |
Junior | Axel Semb (SWE) | Fantic |
Youth | Romain Dagna (FRA) | KTM |
Junior Women | Lorna Lafont (FRA) | Sherco |
Fotos: www.endurogp.com | Quelle: www.endurogp.com
Nach 1990, 2004, 2017 und 2022 können wir uns jetzt den 5. Stern für eine erfolgreich durchgeführte Enduro-WM an den vielleicht nächsten Helm heften...

Kommentare